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International Butcher's Festival

Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau auf dem International Butcher’s Festival der Herrmannsdorfer Landwerkstätten

Mitte Juni fand in Glonn bei München das erste Internationale Butcher’s Festival statt, organisiert von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Die Besucher aus nah und fern erwarteten auf dem ökologischen Musterbetrieb eine bunte Mischung von Ständen mit Fleisch- und Wurstwaren, Street Food, Handwerksartikeln und allgemeinen Infoständen. Zum Rahmenprogramm gehörten auch Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen zu den Themen Tierhaltung, Schlachtung und Metzgerhandwerk.

Aus Sicht des biozyklisch-veganen Anbaus eigentlich eine „No-Go-Veranstaltung“ – oder?

Seitens der Veranstalter wurden bei der Programmgestaltung durchaus auch nachdenkliche Töne angeschlagen: Neben der Notwendigkeit einer Reduzierung des Fleischkonsums, verbunden mit einem äußerst sensiblen Umgang mit den Tieren bis hin zur Schlachtung (wie von der Schweisfurth Stiftung gefordert und gefördert), stellte sich auch die Frage, ob die Tierhaltung und das Schlachten der Tiere überhaupt noch eine Zukunft haben (*). Das Thema des zunehmenden Trends zum Veganismus war bewusst Teil des Programms. So gab es zum Beispiel auch einen Workshop zur Herstellung veganer Weißwürste.

Eine der Gesprächsrunden auf dem Podium wurde von der Schweisfurth Stiftung organisiert, die sich für eine naturgemäße und umweltfreundliche Landwirtschaft und insbesondere auch für eine natur- und artgemäße Haltung von Tieren engagiert. Der Titel lautete „Ehrfurcht vor dem Leben:  von paleo bis vegan − gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft“. Hierzu hatte die Schweisfurth Stiftung auch Axel Anders vom Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. aufs Podium geladen. Dabei waren auch Dr. Anita Idel, Tierärztin und Buchautorin („Die Kuh ist kein Klimakiller“), Sven Gabriel, Inhaber des Bioland-Betriebs Gut Fahrenbach, und Amelie Schweisfurth, Metzgerin und Enkelin des Gründers der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Geleitet wurde die Diskussionsrunde von Dr. Niels Kohlschütter, dem Vorstand der Schweisfurth Stiftung.

In dem sehr persönlich mit großem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geführten Podiumsgespräch zeigte sich, dass es beim gemeinsamen Bemühen um eine zukunftsfähige, nachhaltige und von ethischen Prinzipien getragene Landwirtschaft kein Entweder-oder, sondern vielmehr ein Sowohl-als-auch geben sollte. Jeder sucht aus seiner Sicht die bestmögliche Lösung zu finden, wenn diese sich auch unterschiedlich darstellen mag. So war es bewegend zu hören, dass es auch dem Landwirt und der Metzgerin immer wieder schwerfällt, wenn die Tiere, zu denen sie ja mitunter auch enge Beziehungen aufgebaut haben, letztendlich töten müssen. Und Anita Idel, für die die Weidehaltung eine unabdingbare Voraussetzung zur Bildung fruchtbarer Böden und zum Erhalt bzw. der Zunahme der biologischen Vielfalt, insbesondere in Graslandschaften- und Auengebieten, darstellt, begrüßt die Entwicklung des biozyklisch-veganen Ansatzes für all die Flächen, die sich dafür eignen, und hat sie von Anfang an unterstützt. Axel Anders konnte darlegen, dass eine rein pflanzenbasierte Düngung, anders als oftmals angenommen, im Ökolandbau zu vielversprechenden Erträgen führen kann und dass der biozyklisch-vegane Anbau für viele Landwirte, die sich bei der Tierhaltung zunehmend mit ethischen und wirtschaftlichen Problemen konfrontiert sehen, eine echte Alternative darstellt. Ganz abgesehen davon steigt auch bei den Konsumenten das Bewusstsein dafür, dass die landwirtschaftliche Erzeugung von (auch rein pflanzlichen) Produkten oft in erheblichem Maße mit Tierhaltung und -leid verbunden ist und dass ihnen nun mit dem Biozyklisch-Veganen Gütesiegel eine neue Qualität „vegan ab Feld“ garantiert werden kann.

Wenn auch die Standpunkte bezüglich der Frage, ob das Töten und Essen von Tieren ethisch überhaupt noch zu rechtfertigen ist, divergierten, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass uns eine drastische Reduktion des Konsums tierischer Produkte im Sinne der EAT-Lancet-Studie und der Planetary Health Diet dem gemeinsamen Ziel einer ökologischen und zunehmend pflanzenbasierten Transformation des Agrar- und Ernährungssystems bereits einen großen Schritt näherbringen würde.

Alles in allem: ein großer Dank an die Schweisfurth Stiftung und Dr. Niels Kohlschütter, dass sie in diesem Rahmen einen so offenen und bereichernden Austausch angeregt haben, der auf jeden Fall weitergeführt werden sollte.

(*) Und hier noch ein Zitat aus einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 11. Juni 2024 mit Karl Schweisfurth, Metzger und Geschäftsführer der Herrmannsdorfer Werkstätten, der den Tenor der Veranstaltung zum Ausdruck bringt:

„Und nicht zuletzt werden auch „Nicht-Fleisch-Esser“ anwesend sein …

Das stimmt. Ein Vertreter der veganen Landwirtschaft wird zum Beispiel an einer Podiumsdiskussion teilnehmen und bestimmt gute Impulse in das Gespräch bringen. Wir stellen uns der Diskussion. Darf man Tiere essen? Darf man Tiere töten? Darf man Tiere halten? Es geht ja um viele Fragen. Klimaschutz, artgerechte Tierhaltung und so weiter. Am Ende muss aber natürlich jeder selber entscheiden, ob er Fleisch isst oder nicht.

In der Werkstatt wird es außerdem einen Workshop geben, in dem wir vegane Weißwurst herstellen, die spätestens seit der letzten Wiesn ein großes Thema ist. Und auch wenn natürlich Fleisch im Mittelpunkt steht, wird es auch Gemüse vom Grill zu essen geben.“